Im Zeichen der Drei
Donnerstag, 24. August 2006
Schon Simulation, oder noch Realität?
Jedes Mal, wenn ich in einem Beitrag etwas vom "K(r)ampf der Kulturen" lesen muss, fühle ich mich an eine These von Jean Baudrillard erinnert:

Das Verschwinden der Realität, an deren Stelle die Simulation tritt.

Ganz im McLuhan'schen Sinne wird durch die mediale Berichterstattung
ein Bild erschaffen, das sich in den Köpfen der Menschen festsetzt und schließlich eine Eigendynamik entwickelt. Dabei wird schleichend die
Differenz von Wirklichkeit und Abstraktion aufgehoben - das Wahre ist
nicht mehr vom Falschen zu trennen.

Am Ende dieses Prozesses steht eine in die Defensive gedrängte Realität,
die sich entweder dem Entwurf des Bildes anzupassen sucht, oder nicht
mehr als sie selbst erkannt wird. Das Simulakrum beansprucht seine
Geltung, das Hyperreale ohne Ursprung im Realen wird tatsächliche Wirklichkeit.

Um bei diesem Beispiel zu bleiben - die These Huntigtons, gerne verkürzt
auf den Titel, erfährt über die Medien eine derart massenhafte und un-
kritische Verbreitung, dass der "Kampf der Kulturen" in den Köpfen
vieler Menschen an die Stelle eines wenig fundierten Wissens über den
Islam tritt und so eine als real empfundene Bedrohung nach sich zieht
- nur so lassen sich Umfrageergebnisse wie diese deuten:

"2004 haben 46 Prozent der von Allensbach Befragten gesagt, es gebe
einen solchen Kampf, heute sind es 56 Prozent."


Damit haben wir uns dann den "Kampf der Kulturen" selbst geschaffen.

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Mittwoch, 23. August 2006
Alt...aber gut!
Gestern noch verspätet den Essay von Henryk M. Broder im Spiegel 33/06 gelesen und prompt über bahnbrechende Erkenntnisse aus dem Jahre '72 gestolpert:

"Vor über 30 Jahren, 1972, hatte der dänische Anwalt und Hobby-Politiker Mogens Glistrup eine Idee, die ihn über Nacht berühmt machte. Um Steuern zu sparen, sollte die dänische Armee aufgelöst und im Verteidigungs-
ministerium ein Anrufbeantworter geschaltet werden: "Wir kapitulieren!"
So eine Maßnahme würde nicht nur Geld sparen, sondern im Ernstfall auch Menschenleben retten. Mit diesem "Programm" wurde Glistrups Fortschrittspartei bei den Wahlen 1973 zur zweitstärksten Fraktion im dänischen Parlament.

Glistrup hatte den richtigen Einfall, nur viele Jahre zu früh. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, den Anrufbeantworter zu aktivieren."


Dumm nur, dass man heutzutage mit solchen Ideen keinen Blumentopf
mehr gewinnt...und sich lieber selbst kastriert, um bloß der realen Auseinandersetzung zu entgehen.

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